Reitz Medien

Christian Reitz Kinematographie

Projekt Ortswechsel

Hin­ter dem Titel ORTSWECHSEL steht ein musi­ka­lisch-fil­mi­scher Labor­ver­such. Er geht auf Dis­kus­sio­nen zurück, die vor meh­re­ren Jah­ren zwi­schen Film-Kom­po­nis­ten und dem Fil­me­ma­cher begon­nen haben und Grund­fra­gen der Wahr­neh­mung der bei­den „Zeit­küns­te“ unter­such­ten: Musik und Film wen­den sich gemäß ihrer Natur an ganz ver­schie­de­ne Orts­wahr­neh­mun­gen ihres Publikums.

Das Erleb­nis des „Hier-und-Jetzt“ steht im Kon­trast zum Ein­tau­chen ins „Drau­ßen“, den fil­mi­schen Ort der räum­li­chen und zeit­li­chen Fer­ne. Die Wahr­neh­mung von Bil­dern und Film­hand­lun­gen wird durch gleich­zei­tig erklin­gen­de Musik ver­än­dert, aber wie? und wie wirkt der Film auf die Musik­wahr­neh­mung? Wel­che Rol­le spielt dabei der Ort der Aufführung?

Mit ORTSWECHSEL bewegt sich der Fil­me­ma­cher in einem Zwi­schen­be­reich von Video- und Film­kunst, wo „Jetzt“ und „Drau­ßen“ inein­an­der über­ge­hen. Dies betrifft die nar­ra­ti­ve Ebe­ne glei­cher­ma­ßen wie die tech­no­lo­gi­sche. ORTSWECHSEL ist ein Spiel mit Täu­schun­gen. Eine weib­li­che Figur ver­liert sich in den Mög­lich­keits­fan­ta­sien ihres Gefähr­ten, dort nimmt sie eine Viel­zahl von Iden­ti­tä­ten an, die, wie in einer Metar­mor­pho­se von Zwangs­vor­stel­lun­gen, den Blick des Suchen­den solan­ge ver­wirrt, bis er die fal­sche Per­son mit der rich­ti­gen ver­wech­selt, am Ende ist er blind gegen­über der Wirk­lich­keit und damit auch gegen­über sich selbst. Das Bild wird zum Opfer der Ima­gi­na­ti­on. Die­ses Vexier­spiel mit Iden­ti­tä­ten bil­det den Aus­gangs­punkt für die kom­po­si­to­ri­sche Sei­te des Pro­jekts. Die Posi­tio­nen, die die Musik gegen­über dem Film ein­nimmt, voll­zieht damit auch auf ihre Wei­se eine Rei­he von Orts­wech­seln, die eben­so zur Defi­ni­ti­on der Form als auch vor allem dem Wech­sel von Distanz und Unter­ord­nung gegen­über dem Film dient. Als Kon­zen­trat , wie beim Frei­le­gen eines Kerns, erscheint am Schluss eine kon­zer­tan­te Epi­so­de, die das Gedicht „Trug­bild“ der iri­schen Autorin Men­na Bai­nes beinhal­tet. Die vor­her elek­tro­nisch anti­zi­pier­te mensch­li­che Stim­me tritt in den Vor­der­grund , um mit kom­po­si­to­risch adap­tier­ten Umwelt­klän­gen des Sound­tracks zu ver­schmel­zen und damit selbst in das „Trug­bild“ ihrer eige­nen Vor­ge­schich­te einzutauchen.

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